Neues Lager
Im Jahr 1914 hatte alles begonnen. Das Württembergische Kriegsministerium ordnete damals an, nahe des 20 Jahre zuvor angelegten Truppenübungsplatzes in Münsingen, ein zweites Barackenlager für Soldaten zu bauen. Bereits ein Jahr später waren im Neuen Lager, wie es die Militärs nannten, knapp 1.500 Männer stationiert. Einer der Verbände war das Ersatzgebirgsbataillon, das die Aufbau- und Ausbildungsarbeit für das aus der Schneeschuh- und Gebirgskompanie entstandene Gebirgsbataillon leitete. Unter anderen war Leutnant Erwin Rommel im Lager, der Jahre später in die Geschichte eingehen sollte.
Die Rüstungsbeschränkungen des Deutschen Reiches legten nach dem Ende des Ersten Weltkrieges das Lager militärisch brach. Die 38 Holzbaracken dienten von Anfang 1919 an für kurze Zeit als Durchgangslager für Kriegsheimkehrer.
10 Jahre später zogen junge Leute im Lager ein. Der Schwäbische Albverein eröffnete dort eine Jugendherberge. Während dieser Zeit bildeten sich überall in Deutschland Bürgergruppen, die sich für einen „Freiwilligen Arbeitsdienst” einsetzten. Untergebracht waren die Studenten und Arbeitslosen im Neuen Lager, geleitet von Carlo Schmid, der Jahre später in der SPD Karriere machte.
Mit den Kriegsvorbereitungen der Nationalsozialisten kam 1936 mit einer sogenannten Erziehungseinheit wieder militärisches Leben auf das Gelände. Drei Jahre später war neben anderen Einheiten auch die 125. Infanteriedivision, die „Wiesel”-Division, im Lager stationiert.
Anfang der 1940er-Jahre waren dort 2.200 Soldaten und 150 Pferde untergebracht. Ende 1943 stellten die Militärs die 4. Italienische Gebirgsdivision „Monte Rosa” auf, die im Neuen und im Alten Lager untergebracht war. Ein Jahr später quartierte sich dort die russische Wlassow-Armee ein, die in Diensten der deutschen Wehrmacht stand.
Nach Kriegsende übernahmen 1945 die Franzosen nicht nur den Truppenübungsplatz und das Alte lager, sondern auch das Neue Lager. Sie steckten Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in die baufälligen Baracken. Die Männer stammen überwiegend aus Polen. Das Lager, das unter Aufsicht der UN-Flüchtlingsorganisation UNRRA stand, hieß PDR-Lager (Personnes Déplacés et Réfugiés).
Ende der 1940er-Jahre waren dort noch rund 1.000 Menschen untergebracht. Anfang der 1950er-Jahre gehörte das 16 Hektar große Gelände wieder Deutschland. Die Franzosen hatten es zurückgegeben. Mitte der 1950er-Jahre kam wieder Leben in die zum Teil sehr in Mitleidenschaft gezogenen Baracken. Einige ortsansässige Firmen mieteten sich im Neuen Lager ein. Sie blieben aber nicht lange, denn die Verträge wurden bald wieder gekündigt. Die Bundeswehr nahm das Angebot der Stadt an, die renovierungsbedürftige Anlage von 1958 an als Kaserne zu übernehmen.