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Viele „Älbler” können es noch nicht fassen: Nach mehr als 110 Jahren zog sich das Militär von der Münsinger Alb zurück. Dies nimmt der Autor zum Anlass, die Geschichte von “Schwäbisch Sibirien”, wie der Übungsplatz aufgrund dortiger Wetterbedingungen von den Soldaten seit 1895 genannt wird, mit einem Bildband zu würdigen. Dabei wird auf Organisation, Infrastruktur und Nutzung des Münsinger Truppenübungsplatzes im Laufe der Zeit ebenso eingegangen, wie auf das Remontedepot Breithülen, die Herzog-Albrecht-Kaserne, das Gerätehauptdepot Feldstetten, die Standortverwaltung Münsingen sowie auf die Zukunft und Konversion des Truppenübungsplatzes. Mit einem großformatigen Bildband ist es dem Autor Joachim Lenk vorzüglich gelungen, die Geschichte eines der bekanntesten Truppenübungsplätze in Deutschland illustriert darzustellen. Für alle empfehlenswert, die sich an die Zeit in Münsingen erinnern möchten. |
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Jahrzehntelang haben Soldaten das Bild in Münsingen und bei militärischen Übungen in den umliegenden Albgemeinden geprägt. Der Truppenübungsplatz war Sperrgebiet. Wer es wagte, im Randbereich mit dem Rad einen Waldweg zu befahren, dem drohte ein Bußgeld – wenn er erwischt wurde. Alles Vergangenheit. Heute bildet der „Schießplatz” die Kernzone des Biosphärengebietes, zu dem auch Teile des Landkreises Esslingen gehören. Mit seinem Buch „Letzter Appell in Schwäbisch Sibirien“ hat Joachim Lenk dafür gesorgt, dass der Münsinger Truppenübungsplatz und seine Geschichte nicht in Vergessenheit geraten. Was sich vor drei Jahrzehnten noch niemand vorstellen konnte, ist seit Ostern 2006 Realität: Der ehemalige Truppenübungsplatz wurde für die Bevölkerung geöffnet. 45 Kilometer Wander- und Radwege können begangen und befahren werden. Wie groß das Interesse an dieser ehemaligen militärischen Einrichtung ist, zeigt die große Nachfrage nach unseren beiden Leserfahrten, die wir jetzt in den Sommerferien angeboten haben. Und seit wann gab es diesen Truppenübungsplatz? Joachim Lenk, Buchautor und selbst als Soldat mehrfach im Einsatz auf dem Truppenübungsplatz Münsingen, gibt die Antwort. Er hat die Geschichte des Platzes von 1895 bis heute aufgezeichnet und jetzt in der zweiten und erweiterten Auflage herausgegeben. Am 3. August unterzeichnete König Wilhelm II. von Württemberg die Ermächtigung zur Zwangsenteignung von Grundstücken auf dem Münsinger Hardt. Knapp fünf Millionen Reichsmark investierte der Reichstag in den Kauf des damals 3700 Hektar großen Geländes. Die Gemeinden Zainingen, Feldstetten, Ennabeuren, Ingstetten, Magolsheim, Böttingen und Auingen mussten zwischen 17 und 830 Hektar Gemarkungsfläche für den Gefechtsschießplatz abtreten. 1896 wurde mit dem Bau des Alten Lagers begonnen. Im Schnitt übten schon vor dem Ersten Weltkrieg rund 40.000 Soldaten pro Jahr auf dem Platz. 1915 wurde das Neue Lager in Münsingen an der Abzweigung Auingen-Heutal gebaut, das 2005 abgebrochen und für Wohnbebauung erschlossen wurde. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg gab es erste Pläne, den Schießplatz zu vergrößern. Im Februar 1937 kam der Befehl, dass das damals 650 Einwohner zählende Dorf Gruorn zu räumen sei. Die Bevölkerung wehrte sich zwar dagegen, war aber letztlich erfolglos. 6700 Hektar umfasste danach das Gelände. Die Landesstraße zwischen Traiflingen und Zainingen wurde für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die Amerikaner und später dann die Franzosen den Truppenübungsplatz. 1955 schreckte eine Meldung die Bewohner in den umliegenden Gemeinden auf: Es hieß, der Truppenübungsplatz solle um das Doppelte vergrößert werden. Dieser Plan wurde glücklicherweise nicht in die Tat umgesetzt. Die Panzerbrigade 30 war im September 1959 der erste deutsche Truppenverband, der auf dem unter französischer Verwaltung stehenden Platz üben durfte. Anfang der 1980er-Jahre wurde mit dem Bau der Panzerringstraße begonnen. 1989 feierten die Militärs die Übergabe des letzten Teilabschnitts der insgesamt 38 Kilometer langen Ringstraße, die rund 36 Millionen Mark gekostet hat. Die Panzerringstraße war gerade fertig, da kam es zur Wiedervereinigung Deutschlands und die Zeiten des Kalten Krieges gehörten der Vergangenheit an. Dass damit auch das Ende des Münsinger Truppenübungsplatzes und der Garnisonstadt Münsingen eingeläutet werden würde, wollte damals noch niemand glauben. Am 31. Juli 1992 holten die Soldaten die Trikolore zum letzten Mal ein. Die Franzosen verließen Münsingen und die Bundeswehr übernahm das Kommando. 43 Millionen Mark genehmigte in der Folgezeit das Verteidigungsministerium für die Erneuerung und Sanierung des Alten Lagers. Ende der 90er-Jahre gehörte der Truppenübungsplatz Münsingen zu den modernsten in Europa. 2001 teilte das Verteidigungsministerium mit, dass 2004 die Herzog- Albrecht-Kaserne und die Standortverwaltung in Münsingen geschlossen werden. Zwei Jahre später, an Ostern 2006, wurde der ehemalige Übungsplatz für die Bevölkerung geöffnet und in der Folgezeit das Biosphärengebiet entwickelt. Joachim Lenk, gebürtig aus Blaubeuren auf der Alb, hat die Geschichte des Platzes akribisch aufgearbeitet. Er skizziert das Soldatenleben, gibt Einblicke ins Gästebuch, schreibt über Kommandeure, Einheiten und Verbände, Kommandanten, Depot- und Amtsleiter in Münsingen, Breithülen und Feldstetten, das Remontedepot und andere Einrichtungen mehr. Reich bebildert ist das Buch nicht nur ein interessantes Nachschlagewerk über die Geschichte des Münsinger Truppenübungsplatzes.
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110 Jahre lang gehörte das Militär zum Münsinger Alltag. 2005 wurde der Truppenübungsplatz geschlossen. Joachim Lenk beschreibt dessen Geschichte. „In der Nacht hört der Krieg nicht auf”, hatte Lieutenant-Colonel Jean Woirgard 1982 zu den Münsingern gesagt, als diese sich über lärmende nächtliche Schießübungen beschwerten. Mehr als 110 Jahre lang gehörte das Militär fest zur Region, hatte Ärger beschert und war dennoch Teil des Alltags geworden. Was von 1895 bis 2005 im wohl kältesten Militärstützpunkt der Alb alles passiert ist, erzählt der Journalist Joachim Lenk in seinem neuen Nachschlagewerk „Letzter Appell in Schwäbisch Sibirien”. Der Autor legt den Fokus eben auf das Lokale. Über 500 Originalaufnahmen aus Münsingen, Breithülen, Feldstetten und Gruorn bereichern das Buch. Vor allem Münsinger dürften ihre Freude daran haben. Zwar können sie jetzt besser schlafen, aber vielleicht fehlt ihnen das Lager trotzdem ein wenig. |
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Joachim Lenk beschäftigt sich seit längerem mit der Geschichte des Militärs auf der Alb. Er veröffentlichte die Bände „Von der Schneeschuhkompanie zum Panzerbataillon, Münsinger Soldatenleben von 1915 bis 2004”, „Soldaten, Sprengköpfe und scharfe Munition, Militär in Engstingen von 1939 bis 1993” sowie „Letzter Appell in Schwäbisch Sibirien”, 1895 bis 2007”. Letzerer ist nun in zweiter, erweiterter und aktualisierter Auflage erschienen. Das Buch wurde kürzlich von Landwirtschaftsminister Peter Hauk vorgestellt. Er lobte, dass das Militär auch den „Naturhaushalt” positiv beeinflusst habe. Die Bundeswehr ist abgezogen, der Truppenübungsplatz Münsingen ist jetzt Naturschutzgebiet, Teil des neuen Biosphärengebietes. Das erwähnt Lenk, aber es geht ihm um die Soldaten: Im Kaiserreich nahm hier die Seeckt-Affäre ihren Ausgang, Hitler, Göring und Mussolini inspizierten Truppen: die Wlassow-Armee marschierte von der Alb ins Verderben, auch die Nachkriegsgeschichte ist nicht frei von Rohrkrepierern. Das alles listet Lenk auf bis hin zu prominenten Rekruten wie dem heutigen Bundespräsidenten Horst Köhler. |
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Für halbe Sachen ist der Journalist Joachim Lenk nicht zu haben. So gesehen war die aktualisierte und erweiterte Auflage seines Buches „Letzter Appell in Schwäbisch Sibirien” nur eine Frage der Zeit. Er hat sich dem Soldatenleben in der Münsinger Herzog-Albrecht- Kaserne angenommen und ist den Spuren der Wehr in Engstingen gefolgt, inklusive der bewegten Zeit, als die Friedensaktivisten am Zaun gegen das Atomwaffenlager „Golf” protestierten. In beiden Büchern, „Von der Schneeschuhkompanie zum Panzerbataillon” und „Soldaten, Sprengköpfe und scharfe Munition” konnte Joachim Lenk einen Schlussstrich unter ein Stück Militärgeschichte ziehen. Nicht möglich war dies bei seinem zweiten Werk, das im Juli 2005 erschienen ist. Der „Letzte Appell in Schwäbisch Sibirien” ließ offen, was nach dem großen Donner und dem Aufräumen in Münsingen, Breithülen und Feldstetten geschieht. Die rasante Entwicklung auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz, der zum einen beliebtes Ausflugsziel und Mittelpunkt des künftigen Biosphärengebiets, das sich über drei Landkreise erstreckt, geworden ist und die Umwandlung des Kasernengeländes in eine grüne Parksiedlung, lieferten genügend Stoff für eine Fortsetzung. Zudem war die erste Auflage nach zwei Jahren ausverkauft. Der Journalist und Reserveoffizier beschränkt sich nicht auf den rein militärischen Aspekt, sondern bringt immer wieder die wirtschaftliche Entwicklung zur Sprache, betont, wie eng sie mit dem Militär verknüpft ist. Nur vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, dass manche den Abzug der Truppen und den damit verbundenen Verlust ziviler Arbeitsplätze mit einem Exodus gleichsetzten. |
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Knapp drei Jahre nach der ersten Veröffentlichung seines Buches „Letzter Appell in Schwäbisch Sibirien” legt der Journalist und Reserveoffizier Joachim Lenk aus Blaubeuren eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage vor. Rund 30 Seiten sind dazugekommen und 100 Fotos. Manche der Fotos des ersten Bandes sind für die neu hinzugekommenen kleiner geworden. In den drei Jahren seit der Erstveröffentlichung im Münsinger Wiedemann-Verlag hat sich viel getan auf und um den ehemaligen Truppenübungsplatz, der mit seinen rund 6.700 Hektar die Keimzelle bildet für das entstandene Biosphärengebiet Schwäbische Alb - das Erste in Baden-Württemberg. Den Veränderungen trägt die Neuauflage Rechnung. 85 000 Hektar ist das Reservat nun groß, gebildet aus 29 Städten und Gemeinden und ihren Flächen. Die Unesco-Anerkennung ist beantragt. Im Vorwort nennt Lenk eine Motivation für sein Buch: „Es erinnert heute, von ein paar Gedenktafeln abgesehen, nichts mehr daran, dass 112 Jahre lang Soldaten das Bild in der Region geprägt haben.” Seit dem ersten Buch hat die Zivilbevölkerung die riesige Hochfläche auf der Alb entdeckt: 13 Wanderwege mit 45 Kilometern Länge locken zur Erkundung. Von der ersten Wanderung überhaupt, an der mehr als 300 Albvereinler teilnahmen, ist ein Foto ins Buch aufgenommen. Wie die Kulturlandschaft sich entwickelt hat, wie sie seitdem zivil genutzt wird, darum hat Joachim Lenk sein Werk ergänzt. Ganz aktuell ist das Foto der Parksiedlung in Auingen, wo Neubauten zum Wohnen die Kasernen ersetzt haben. Auch die Kapitel Altes Lager, Remontedepot Breithülen und Gerätehauptdepot Feldstetten sind vervollständigt worden. Erst vorigen Dezember wurde zum letzten Mal die Bundesdienstflagge eingezogen. Die Abwicklung des Militärischen neben dem Entstehen neuer Nutzung beschreibt Joachim Lenk in seinem jetzt 160 Seiten starken „Geschichtsbuch”.Geschichtsbuch«.
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Die Soldaten sind fort, jetzt kommen die Spaziergänger. Sie wandern in der Natur des Biosphärengebietes - aber auch in der Geschichte des Truppenübungsplatzes. Joachim Lenk hat ein Buch zur Tour verfasst. Schwäbisch Sibirien. Diesen Namen trug Münsingen in Soldatenkreisen seit Ende des 19. Jahrhunderts. Kein Schimpfwort wars, aber wohl ein Synonym für die Strapazen junger Rekruten in den frostigen Wintern auf der Mittleren Alb. Mancher war froh, wenn ihm der Dienst in der Herzog-Albrecht-Kaserne erspart blieb. Beispielsweise Peter Hauk seines Zeichens Minister für Ernährung und Ländlichen Raum: Er sei nicht unglücklich gewesen, dass er sich während seiner Zeit als Panzergrenadier nicht dem "kühlen Charme" der Münsinger Alb habe ausliefern müssen, bekennt der Landespolitiker. Dafür rührte Hauk in Stuttgart für ein Buch die Werbetrommel, das die Geschichte eben jenes Truppenübungsplatzes in Münsingen erzählt. Und zwar von der Gründung des militärischen Geländes im Jahr 1895, über die Schließung 2005, bis heute, wo der ehemalige Schießplatz als Herz des neu gegründeten Biosphärengebietes gilt: "Letzter Appell in Schwäbisch Sibirien" heißt das Werk, das der Journalist und Reserveoffizier Joachim Lenk und sein Verleger Wolfgang Wiedemann jetzt in der zweiten und erweiterten Auflage herausgeben. Die Historie des Münsinger Schießplatzes - vom aufstrebenden Kaiserreich, über die Nazi-Herrschaft mit der Räumung Gruorns, bis zum Fall des eisernen Vorhangs - sei nicht nur eine Geschichte der Region, sondern auch eine Geschichte Deutschlands, so der Politiker. Und klar, dass sich der Landwirtschaftsminister, als einer der Wegbereiter des Biosphärengebietes, besonders über das jüngste, friedliche Kapitel im Buch von Joachim Lenk freut: "Mag es früher für viele Soldaten ein Grauen gewesen sein, im Winter auf der Münsinger Alb zu dienen, so ist es heute ein Genuss für die Besucher die herbe Schönheit der Natur zu bestaunen."
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